Sonntag, 17. Dezember 2006

Fern in Bagdad

Ein König hatte in Damaskus unter seinen Soldaten einen jungen Offizier, der ihm sehr lieb ist. Eines Tages stürtzt dieser junge Offizier ganz aufgeregt in den Thronsaal des Königs: "Herr, ich bitte dich: Leihe mir dein schnellstes Pferd. Ich muss sofort nach Bagdad reiten."
"Und Warum?" Der König fragt erstaunt.
"Als ich eben durch den Garten deines Palastes ging, sah ich den Tod dort stehen. Er drohte mir, dass ich bald sterben würde. Jetzt möchte ich vor ihm fliehen."
Der König gibt ihm das Pferd. Doch dann geht er selbst in den Garten. Er will sehen, ob er den schrecklichen Besucher noch finden kann. Und siehe, der Tod steht noch an derselben Stelle. "Wie kannst du meinen treuen Diener bedrohen?" fragt der König. "Und das im Garten meines Palastes?" - "Ich habe ihm nicht gedroht", sagt der Tod. "Ich habe nur vor Verwunderung die Hände erhoben und zusammengeschlagen." - "Was für eine schlechte Ausrede!", sagt der König. "Doch, doch es ist so" versichert der Tod. "Ich habe den Auftrag, ihn heute Abend fern von hier in Bagdad zu treffen. Dort soll er sterben. Und darum bin ich verwundert, dass er noch hier in Damaskus ist."

Arabisches Märchen

1 Kommentar:

Ferdinand G. hat gesagt…

dies war übrigens der 100. eintrag.