Dienstag, 28. November 2006

Bohnensuppe

„Wer ein Optimist ist, soll verzweifeln. Ich bin ein Melancholiker, mir kann nicht viel passieren. Zum Selbstmord neige ich nicht, denn ich verspüre nichts von jenem Tatendrang, der andere nötigt, so lange gegen die Wand zu rennen, bis der Kopf nachgibt. Ich sehe und warte. Ich warte auf den Sieg der Anständigkeit, dann könnte ich mich zur Verfügung stellen. Aber ich warte darauf, wie ein Ungläubiger auf Wunder. Liebes Fräulein, ich kenne sie noch nicht. Trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, möchte ich Ihnen für den Umgang mit Menschen eine Arbeitshypothese anvertrauen, die sich bewährt hat. Es handelt sich um eine Theorie, die nicht richtig zu sein braucht. Aber sie führt in der Praxis zu verwendbaren Ergebnissen.“
„Und wie lautet ihre Hypothese?“
„Man halte hier jeden Menschen, mit Ausnahme der Kinder und der Greise, bevor das Gegenteil nicht unwiderleglich bewiesen ist, für verrückt. Richten sie sich danach, sie werden bald erfahren, wie nützlich der Satz sein kann.“
„Soll ich bei ihnen damit beginnen?“ fragte sie.
„Ich bitte darum“, meinte Fabian.

Aus: Fabian – Die Geschichte eines Moralisten, Erich Kästner, 1984

Der Name Fabian (abgeleitet von Fabianus) bezeichnete die Zugehörigkeit zum römischen Adelsgeschlecht der Fabier. Deren Mitglieder trugen den Namen Fabius, welcher von faba (lat.) die Bohne abgeleitet ist. Berühmtester Spross der Familie ist (noch) Fabius Maximus.
Namenstag: 20. Januar. Geschenkvorschlag: Grosse Mengen Geld.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

ha ja und vertrauen sie allen die denken sie seinen verrückt!