Freitag, 29. Mai 2009

Auferstehung

Nach eine Woche der Trauer (hier mein Mittel zur Überwindung der schmerzvollen Niederlage) gibt es neue Erkenntnisse:
- Das allgemein verbreitete Gerücht, dass die weiblichen Artgenossinnen mit genügend Alkohol hübscher werden ist leider falsch. Es handet sich dabei um einen grundlegenden Kausalzusammenhang, der falsch interpretiert. Nämlich ist es eigentlich so, dass die Weiblein im Sommer weniger Stoff tragen, dadurch für die Männlein interessanter werden; Diese jedoch im Sommer mehr Bier trinken und deshalb entstand eben das falsche Volksdenken.
- An Studentenpartys hats vor allem Würscht.
- "Jesus sprach zu den Hebräern, passt auf mit dem Aebi Mäher, nehmt lieber den Rapid, da kommt ihr doppelt so wiit"
- Realistische Einschätzungen zur Fussballfan Diskussion in den gewaltgeilen Medien entnehmen Sie bitte diesem Blog und diesem Interview.

Donnerstag, 28. Mai 2009

Das Dazwischen III

Vom Akamwesi-Hostel in Wandegeya zu Fuss zur Faculty of Social Sciences der Makerere: Hier gehts zur bildlichen Dokumentation meines täglichen Uniwegs.

Das Dazwischen I / Das Dazwischen II

Weitergehen

Urech's Koch-, Studier-, Lese- und Schreibstudio.

Gestern Morgen ist mein Austausch an der Makerere zu Ende gegangen. Die letzte Prüfung hat stattgefunden, das letzte Mal sass ich nach getaner Arbeit mit meinen Mitstudierenden zusammen, trank ein Tee und diskutierte übers Vergangene und Kommende. Die beiden Wochen waren recht intensiv, fanden doch in kurzen Abständen sechs Prüfungen statt. Und ich bin froh, dass es vorbei ist, fühle mich erleichtert, zugleich aber etwas leer, etwas müde, etwas nachdenklich. Das Semester ist rasch vorübergegangen, die vier Monate in Uganda sind buchstäblich an mir vorbeigeflogen. Und doch war diese Zeit an Substanz reicher als alles je zuvor erlebte. Uganda, die Makerere, meine Mitbewohner und Mitstudierenden werden Spuren hinterlassen in mir. Afrika ist mir, trotz all den Unannehmlichkeiten, trotz all der Missstände und Unbegreiflichkeiten, ans Herz gewachsen. Ich werde wiederkommen.

Nun geht es weiter, nach Ruanda am Samstag, zurück dann nach Kampala, wo die meisten meiner neugewonnenen Freunde bereits abgereist sein werden. Ich gehe zur Arbeit, schreibe, bereite mich aufs Englisch-Diplom vor. Ich esse – stets das Gleiche, schaue mir Filme an, besuche Nachbarn, treffe mich zum Billardspielen. Ich lese, trinke hin und wieder ein Nile-Bier und warte auf meinen Besuch. Moni kommt am 17., dann geht's alsbald nach Kenia, ans Meer und zu den Löwen, Giraffen und Elefanten.

Und schliesslich, am 24. Juli genauer, zurück in die Schweiz. Darauf freue ich mich. Auf die Familie, die Freunde, auf die Wälder, die Berge und Emmentaler Hügel. Auf die langen Sommerabende an einem Fluss oder See, aufs Jassen und Schnäuzlen, auf den Rotwein, die tägliche NZZ im Briefkasten, das schnelle Internet, die Waschmaschine, die Möglichkeiten einer modernen Küche. Auf Rivella, kernig-schweizerisches Brot, auf Pizza und Spinat. Ich freue mich auf unsere Sprache, Gespräche in Schweizerdeutsch, auf kulturelles Verständnis und das Leben innerhalb einer Welt von Normen, die man zwar nicht immer begrüsst, aber eben kennt, verstehen und lesen kann.

Es ist gut, nachhause zu gehen. Und es wird gut sein, wieder aufzubrechen.

Dienstag, 26. Mai 2009

Reise durch das Auge der Geschichte

Literaturtage in Solothurn.

Ich stehe auf dem Kronenplatz am Rande einer kleinen Menschenansammlung und verfolge mit halbem Ohr eine anlässlich der Literaturtage gehaltene öffentliche Lesung eines mir unbekannten Schriftstellers. Plötzlich gewahre ich aus den Augenwinkeln eine Gestalt näherkommen, kurz innehalten - ein hochgewachsener Mann mittleren Alters mit braungebranntem Gesicht, umrahmt von graumeliertem, unordentlichem Haar; um den Hals trägt er eine unauffällige Spiegelreflexkamera – dann seinen Weg fortsetzen, die Gasse hoch in Richtung der Kirche. Ich erkenne ihn sofort. Kurzerhand beschliesse ich, ihm zu folgen. Ich stelle mir vor, diese Szene könnte irgendwo anders stattfinden, in einer schmalen dunklen Gasse in einem Stadtviertel Bagdads,  auf einer staubigen Strasse im kargen Ödland Afghanistans, und sein Schritt wäre dort wie hier, weich federnd und von ruhiger Gelassenheit und gleichzeitig kraftvoller Ausdruck angespannter Geistes- und Sinnesgegenwart. 

Auf Höhe der St. Ursen-Kirche biegt er links ab und betritt ein Hotel; ich folge ihm ins luxuriöse Innere des Gebäudes in der vagen Hoffnung, er finde sich dort zu einer kurzen Kaffeepause ein und böte mir die Gelegenheit, ihn anzusprechen. Doch meine Detektiv-Maus-Verfolgungsjagd findet ein jähes Ende, als er den hinteren Teil des Hotels ansteuert und in den Tiefen der Gänge des Gästezimmertraktes verschwindet.

Kurze Zeit später: Konzentriert sitze ich im Saal des Landhauses, wo eben jener Mann - Daniel Schwartz, bis dahin vornehmlich für seine Tätigkeit als Fotograf bekannt - in seinem neuesten Selbstentwurf als Autor sein Erstlingswerk „Schnee in Samarkand“ einem zahlreich erschienenen Publikum vorstellt.

Das Buch umfasst stolze tausend Seiten und ist das Ergebnis jahrelanger Recherchen über Geschichte, Geographie und Gegenwart Eurasiens, vom kaspischen Meer bis zur westchinesischen Provinz Xinjiang, gemischt mit Erfahrungsberichten aus unzähligen Reisen in diese Geburtsstätte der Globalisierung, wie Schwartz sie nennt, in dieses Reich Jahrtausende alter, sich überlagernder Geschichte, deren Kenntnis als Werkzeug dienen könne zum Verständnis der heutigen Welt.

Untypisch für einen Fotografen, packt Daniel Schwartz zuallererst, noch vor seiner Fotoausrüstung, die Bücher ein, die er auf seiner bevorstehenden Reise lesen will. Von Herodot bis Kapuscinski finden sich alle möglichen Zeitzeugnisse und Exemplare historischer Reiseliteratur in seiner Bibliothek, sich selbst bezeichnet er augenzwinkernd als „übergeschnappten Leser“.

Er recherchiere, um nicht zu viele, sondern relevante Bilder zu machen; ob und wie dies Daniel Schwartz gelingt, lässt sich bis zum 14. Juni im Zürcher Helmhaus in der Fotoausstellung „Travelling through the eye of history – Ansichten aus dem Hinterland der Kriege“ beurteilen. Sehenswert!

Donnerstag, 21. Mai 2009

F


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Freitag, 15. Mai 2009

Sommerhit

bread and butter-weasel and radio
Täglich ein Dutzend Mal gehört in Kampala: der ugandische Sommerhit 2009.

Dienstag, 12. Mai 2009

Wer ist denn Astrid?




Im Wettlauf mit der Zeit düst Astrid wie eine weisse Marion Jones an Stunden und Tagen vorbei - und schwupps liegen auch schon wieder Wochen zwischen ihrem neusten Anlauf, ein Dachs zu werden, und dem gedenkwürdigen jetzigen Moment, in dem sie im Begriff ist, dies schwarz auf verpixeltem Weiss in die virtuelle Bloggeschichte einzutätowieren. 
Kürzlich auf Besuch bei den Grosseltern, knallte Astrid unerwartet und ungebremst in ihre Kindheit hinein, die da verstaubt und vergessen auf Grossmamas Büchergestell vor sich hingammelte - die Kindheit in Form von Geschichten und Wesen, die Astrids Welt einst zahlreich und lebhaft bevölkert hatten, sich während ihres Heranwachsens aber mehr und mehr verdrängt sahen in die hintersten Winkel des Astrid-Universums. Und plötzlich standen sie wieder vor ihr, Petterson und Findus, die Füchse von Tschironupp, Tomte Tummetott, Julian mit dem Honigschatz, Pippi, Ronja, der starke Wanja, Mio und all die anderen, Riesen und Zwerge, Feen und Zauberer Wackelzahns, die Hotzenplotze und die frechen Michels,  und weder die räumliche noch die zeitliche Distanz hatten der früheren Vertrautheit etwas anhaben können. Noch immer, erkennt Astrid, sind die Gestalten im Alltag präsent, meist unbemerkt, oft überlagert von Pflichten und Nachrichten und Sorgen und Welt, pieksen aber, hie und da, in die grosse Luftblase von Grübeln und Lebensgestaltung, dass sie platze, Platz mache fürs sorglose Blumenpflücken, auf Bäume klettern, des Nachts durch die verschlafene Stadt rennen, laute Singen, noch lautere Lachen, fragen, Nicht-Wissen eingestehen, Platz für Naivität und Staunen, Losfahren ohne Ziel und Rückkehr, Schneeball- und Unsinnschlachten, für Faulheit und Götterspeise. Manchmal. Und anstelle eines Biers heute: ein Glas Honigmilch, bitte. 

Im Herbst zieht Astrid nach Lausanne. Weiss irgendjemand irgendjemanden irgendwie irgendwoHNEN, dort?




Samstag, 9. Mai 2009

Erkenntnisse

aus dem Schlachthof Basel:
-Das Leben der Schweine endet in einer CO2 - Trommel wo Sie während einer Minute und zwanzig Sekunden friedlich einschlafen. Davor gibt es noch ein kurzes Gemögg, aber die Schweine möggen ja sowieso andauernd und man weiss also nicht so genau ob sie dies dem bevorstehenden Tod wegen tun. Wenn sie dann tot und ausgeblutet sind gehen sie noch etwas rutschbähnle und werden alsdann am Förderband aufgehängt und werden feinsäuberlich gemetzget. Einer hat beispielsweise die schöne Aufgabe jeweils die Augen hinauszuschneiden. Ein anderer darf das Schwein in der Mitte hindurch zersägen. Weiter gehts zur Bell wo dann Ihr Filet, Kotelett, Aufschnitt, Salami und ähnliches hergestellt wird; Als Schwein unkennbar natürlich. Es werden sage und schreibe 95% des Schlachtgewichts des Schweins verarbeitet. Sie kennen das ja; Aus den Knochen gibt es Gumibärli für Vegetarier, aus den Enzymen der Darmwand Medikamente für Veganer und so. Allgemein erscheint die Verarbeitung des Söulis etwas humaner als diejenige der Poulets.
- Das Leben der Schweinedärme übrigens ist nicht in Basel zu Ende, jedenfalls vorläufig nicht. Denn sie werden gesäubert, gesalzen und nach China verschifft. Dort nach Grösse sortiert um alsbald wieder in Basel zu landen und dann als Hülle für das Fleisch ihrer älteren Artgenossen zu dienen (also als Schwiinsbratwursthaut). Für Cervelats benützt man wie ihnen bekannt Rinderdärme und für die Wienerli Schafsdärme (aus Afghanistan und Irak vornehmlich).
- Übrigens werden Bioschweine genau gleich geschlachtet wie Prix-Garantie Schweine.
- Und das Blut des Schlachthofes geht in die Kanalisation in Basel, da dort das Abwasser der chemischen Industrie wegen zu wenig Protein für die Kläranlage enthält.
- Also ghet auch das Biosäuliblut in die Kläranalge; der Klärschlamm darf aber nicht zu Düngezwecken verwendet werden. Da hört dann eben der Kreislauf etwas auf Kreislauf zu sein, aber wer will schon Kreisläufe? Da kommt man ja nie weiter.

Freitag, 8. Mai 2009

Ein wenig Werbung hier wird mir bestimmt nicht verübelt.
Deshalb: Am Dienstag, 12. Mai empfehle ich den Kauf der NZZ mit NZZcampus-Magazin als Beilage. Da gibt's Näheres zum galanten Herrn auf obigem Bild.

Donnerstag, 7. Mai 2009

Als wir noch jung waren haben wir jeweils den tausendsten oder zweitausendsten Besucher geehrt. Man wird älter, was nicht zuletzt ersichtlich wird wenn man bedenkt, dass es diesmal der 20'000ste ist, welcher sich doch gerne in den Kommentaren melden möchte.
Man sieht das übrigens rechts unten, da gibt es so einen Counter. Nach ersten Hochrechnungen wird das Ereignis am Wochenende über die Bühne gehen (wobei der Wettereinfluss etwas schwierig zu beziffern ist). Jedenfalls gibt es eine Postkarte aus fernen Gefilden zu gewinnen.

Ihnen, werte Leserschaft, auf jeden Fall herzlichen Dank fürs Lesen.

Matchbericht

Agro Züri - Capuns, Sporthalle Irchel, 6.5.2009

Gestern Abend stand das zweitletzte Meisterschaftsspiel von "Agro Züri" auf dem Programm. Die Kämpfertruppe um Captain Berger "di-tschö" Nici war durch einige Missverständise in der Personalplanung auf beeindruckende 10 Mann angewachsen. Im Tor stand Iten "Stradivari" Adi, der an besagtem Abend den Schisser hatte und es deshalb vorzog das Runde nicht ins Eckige zu lassen (statt selbst auf dem Runden zu sitzen oder so). In der ersten Linie dann spielten der heissblütige Tessiner Barenco "Dynamit" Alex (Dynamit hiess übrigens seine heiss geliebte Kuh welche leider kürzlich verstarb. Sie war mal unter den besten BrownSwiss Rindern Europas!) zusammen mit dem von den Maschinenbauern importierten Weissnichtwas Beni und dem ollen Pecoud Alix. Im zweiten Block spielten der Captain, Berger "Di-tschö" Nicolas sowie der legendäre Einhänder Tombez "Gräbli" Gregoire (Gräbli ist übrigens die einzige Bar im Niederdörfli welche dann jeweils noch offen ist wenn normale Menschen schon lange schlafen) und dann noch der Stammtorhüter und Schiedsrichterverantwortliche Brechbühl "Ferdi" Andi. Schliesslich gab es noch einen dritten Block, wir waren ja zehn Leute: Tschumi "Fätze - Brähme" Sämi, Lässer "McDreamy" Simon und Berger "kleine Schwester" Florence.
Das Spiel beginnt. Agro Züri muss unbedingt gewinnen, denn nur so besteht noch eine kleine Chance aufs Weiterkommen. Leider hat man gegen einen der schlechtesten Gegner die höchste Schlappe in der Vereinsgeschichte einstecken müssen, sonst stünde man in den Viertelfinals. Der Gegner, Capuns oder sowas, war technisch und spielerisch überlege, was sich bereits in den Anfangsminuten zeigte. Doch dann war es Ferdi, welcher zum ersten mal scorte. Dadurch das er sich ein Equipment von einem ehemaligen Europacupsieger und NLA-Spieler zusammengeschnorrt hat steht er jeweils unter einem besonderen Druck. Dann aber ging es bergab mit den Agronomen von Agro Züri. Drei Tore innert kurzer Zeit in den Kasten von Stradivari war zu viel. Glücklicherweise konnten die Gegner ihre weiteren Chancen nicht nützen und Agro züri fasste wieder etwas Fuss. Ein Tor von Dynamit und eines von Alix brachten den Ausgleich. So kam für die Pause die Hoffnung zurück, so dass sogar die Schnupfdose in der Tasche blieb. Man diskutierte noch kurz über Leute die auf Exkursionen fehlen, sich dann entschuldigen und die Antwort erhalten sie hätten aber unterschrieben...Jedenfalls kassierte Agro Züri kurz nach der Pause wieder einen Treffer nach einem schön ausgeführten Freistoss. Das Spiel wurde nun etwas gehässiger, nachdem die gegnerische Stockschlagrate der agro zürischen ebenbürtig wurde. Der Gegner wusste sich dann kaum mehr zu bremsen, was in einem etwas läuteren Ausschrei des erfahrenen Militärs Brähme endete. Mc Dreamy preschte seine Teamkollegen nochmals vor, auf dem Platz in dem er jeden Ball zu hilen versuchte, sei dies mit einer Hechtrolle oder anderen athletischen Einlagen, und neben dem Platz in seinem Rheintaler Dialekt "Kommet, its moaun mr no einisch!". Nun, es wirkte auf jeden Fall. Zwei mal Dynamit und einmal Ferdi wussten das Score auf sechs zu vier anzuheben und schliesslich war es noch einmal Ferdi der auf das sieben zu vier erhöhte. Dann kamen noch zwei unbedeutende Tore des Gegners zum sechs zu sieben, was dann auch gleich Endstand war. Mit viel Kampfgeist und wenig Technik haben die Agronomen wiedermal zugeschlagen. Hätte wir nur die in den rosa Leibchen auch geschlagen...

Agro züri rulez!

Sonntag, 3. Mai 2009

Festivalsommer

Zuzeiten wo man sich überlegt an welchem Festival man diesen Sommer teilnehmen mag, schwelge ich gerne mal in Erinnerungen...
...Konzerte, die super waren: Manu Chao, Rock'oz Arenes Avenches (bis in die Extase); Trummer, Natural Openair Kiental (Träumen in den Bergen); La Vela Puerca, Los recitales de Patricia Montevideo (eine Stadt wird loco); Muse, Openair St.Gallen; Oasis und die Toten Hosen, Gurten Bern (legendär); Archive, Southside Festival irgendwo in Deutschland (Wer geht schon Muse schauen?); Polar, Woodrock Moosegg (Weltklasse, Extase unter Bäumen, Träumen in den Hügeln); The Notwist, Bad Bonn Chilbi Düdingen; Torch, Bärn Jam II. To be completed.
...Konzerte, die ich gerne erlebt hätte: Pearl Jam Live at Benoraya Hall (man höre die Live CD); Beck's legendäres Konzert am Sonntag Abend am Openair St.Gallen; Radiohead das erste Mal am Southside; Bob Dylan auf dem Gurten; so ein Konzert von früher als man das ganze Mobiliar verschlug, zum Beispiel der Beatles; Pilsen Rock in Durazno (UY) als es in der ganzen Stadt kein Essen und Trinken mehr gab vor lauter Menschen; Manu Chao in Paris als Radio Bemba aufgenommen wurde; ein Sigur Ros Konzert der Heima Tour auf Island.
Und dann noch einige Events abseits der Bekannten, deren Besuch ich Ihnen wärmstens ans Herz lege: 9.Mai Barstreet-Festival Küssnacht am Rigi; 16.Mai No te va gustar, Cafe Mokka Thun; 20.Mai YB Cupsieger Fest; 22./23. Mai Vorstadt Sounds Zürich; 29.Mai Shantel Moods Zürich und La Vela Puerca, Chur; 5./6. Juni Stolze Openair Zürich.
Geniessen Sie doch den Sommer, es lohnt sich.

Freitag, 1. Mai 2009

Der Supermensch

Wenn man sich auf Reisen in ärmere Länder begibt, trifft man hin und wieder auf den Supermenschen. Er (oder sie) ist die Idealfigur des 21. Jahrhunderts, ein aalglatter Moralist! Er (oder sie... aber belassen wir es von nun an beim er) hat bereits viele Länder bereist, ist jung oder fühlt sich so, lächelt freundlich, wenn man ihn das erste Mal trifft, ist unheimlich tolerant gegenüber allem und jedem, versucht sich hartnäckig und verbissen dem Fremden anzunähern, sich zu integrieren, einzufügen in die tolle Farbigkeit der Welt. Er findet das Andere immer etwas besser als das Heimische, ist nur im Notfall patriotisch gesinnt, ist Optimist oder Zweckoptimist, Träumer und Visionär, Idealist, Pazifist und Humanist und glaubt sowieso stets: Das Gute wird siegen, man muss nur daran glauben und lächeln, Amen! Er haut nie über die Stränge, weil er trotz seiner ewigen Jugendlichkeit zu alt dafür ist, nickt aus Freundlichkeit, auch wenn er anderer Meinung ist und weiss vielleicht selbst nicht genau, welcher Meinung er ist. Er findet, dass der Westen kalt und kapitalistisch, der Süden lebensfroh und menschlich sei, und will sich täglich aufs Neue davon überzeugen, dass Geld nicht glücklich macht. Er ist nicht launisch, nicht böse, nicht pathetisch, nicht vereinnahmend, nicht hämisch. Er verträgt Ironie und scharfen Humor nur schlecht, da sie Leute verletzen und verderben könnten, er findet, man müsse fair, gerecht und nachsichtig sein. Er lässt sich gerne auf Diskussionen ein, die uns in seichtem, widerspruchs- und wellenlosen Gewässer in den Schlaf singen. Alles was zählt ist schliesslich der Glaube ans Gute.
Weniger gern mag er hingegen Dissonanzen, kleine Risse in der Argumentationsstruktur seiner himmelblauen Welt, unbequeme Fragen, ein Verschwimmen zwischen Schwarz und Weiss, eine Ahnung der Komplexität der Welt.
Ja, es sind deren viele. Der Supermensch ist überall. Und ich mochte ihn stets, früher, dachte: Ach, was für ein guter Kerl! Oder: Oh, ein reines Herz! Heute geht mir der Supermensch an manchen Tagen gehörig auf die Nerven. Dieser farblose Gutmensch, Produkt und Ableitung einer Prinzipiensammlung einer allzu oberflächlichen Moral, erscheint mir manchmal fast wie eine Art neo-religiöser Eiferer, der sich das Diesseits mit dem Weissmalkasten aus dem persönlichen Jenseits zurechtmalt, immer heller, denn der Farbe ist genug vorhanden. Funktionierend nach dem Grundsatz „Gut ist, was gut ist!“ spaziert er also mit freundlichster Miene und völliger Unschuld durch die Welt. Das Resultat? Ein Automatismus, wie soll es anders sein, so lange man sich gut, wertvoll, sozial, moralisch, global, herzlich und rein fühlt. Denn Gutes hat Gutes zur Folge, unabdingbar, unweigerlich.
Ach! Mir sind mittlerweile die schrägen Typen lieber, jene, die halt in ihrer Art spinnen, etwas verrückt sind, nicht linienförmig das allzu schlichte Ideal zu konkurrieren versuchen. Mal über die Stränge schlagen, seine Ratio besiegen. Ein, zwei Bier zu viel, ein derber Witz, eine politisch inkorrekte Bemerkung. Kreativität, Eigensinn, Scharfsinn, echter, also auch die Tragik des Seins tolerierender Humor! Da darf, ja soll man auch mal launisch, wählerisch, abweisend oder schroff sein, soll – ja, genau! - seinen Geist reiten, bis an die Grenzen des eigenen Universums, und weit darüber hinaus. Es lauern Gefahren auf diesem Pfad, jawohl, doch es ist auch der Pfad der genial-eigentümlichen Menschlichkeit, der Musik, deren Töne über die einfache Tonleiter hinausgehen. Ich glaube nicht an den Mensch aus der Retorte, an die scheinbare und in der Scheinbarkeit verheerende Perfektion. Irgendwann wird die Welt sterben, und wir mit ihr. Wenn also die Flut kommt und du weiter betend niederkniest und lächelnd aufs Gute hoffst, dann werde ich es nicht sein, der am andern Ende still dasitzt. Ich werde tanzen, weinen, lächeln, schreien, schweigen, sein und werden...

Uganda, Miscellaneous V

Wenn es regnet... Da der April der regenreichste Monat des ugandischen Jahres ist, hat es in den vergangenen Wochen beinahe jeden Tag geregnet. Trotz der eigentlichen Gewöhnlichkeit dieses Umstandes scheint Regen hier etwas recht ungewöhnliches zu bleiben. Mittlerweile habe ich nämlich gelernt, dass ich bei Regen gar nicht erst an die Uni zu gehen brauche – der Unterricht wird mit Bestimmtheit ausfallen. Erklären kann ich es mir zwar noch immer nicht, aber wenn es regnet, steht Kampala still. Als ob es Regenschirm und Pelerine nicht gäbe scheint jedermann hier fast schon zwanghaft jeglichen Kontakt mit dem (zumindest für mich) erfrischenden Nass zu vermeiden und bleibt entsprechend zu Hause. Oder aber unter einem Unterstand stehen, sodass Kampalas Zentrum bei Regen ein recht amusäntes Bild bietet: Leere Strassen und vollgepackte, vor Regen schützende Unterstände. Da wird gewartet, bis es trocken wird, ganz egal, ob dies nun 10 Minuten oder 2 Stunden dauert.
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Müssiggang im Telefonhäuschen. Durch die Strassen unseres Wandegeya-Quartiers spazierend frage ich mich manchertags: Was machen, denken, tun die da nur? Die Frage betrifft die vielen Leute, die im sogenannten informellen Sektor arbeiten. Und hiervon gibt es wie überall in Afrika unzählig viele: Schuh-, Zeitungs-, Erdnuss-, Bonbon-, Telefonkarten-, Hemden- oder Steckdosenverkäufer, die Security-Leute vor jeder Bank, vor jedem noch so kleinen Supermarkt, die Telefonistinnen, hinter einem kleinen Telefon sitzend auf Kundschaft wartend... Da verweilen sie also geduldig, morgens, nachmittags, abends, betrachten die immer gleiche Szenerie um sie und scheinen dabei, ja tatsächlich, recht zufrieden. Afrikanischer Müssiggang ist, durch die westliche Brille betrachtet, ein recht faszinierendes Phänomen. Gerne würde ich mich manchmal in die Lage derer versetzen, die da entspannt sitzen und in den Tag hinein leben, ohne viel zu tun, ab und zu einen Kunden bedienend, hin und wieder einen Schwatz mit der Nachbarverkäuferin haltend. Was denken sie? Kehrt da nicht alsbald eine riesengrosse Leere ein, ein Nichts aus einfältigem Sein und Dahinleben? Weshalb lesen sie kein Buch (können sie lesen?), weshalb ziehen sie nicht weiter, dorthin, wo es mehr Kundschaft, mehr Profit zu holen gibt? Was sind ihre Träume, Visionen, Wünsche und Sehnsüchte? Was wissen sie über die Welt, übers Andere, was ausserhalb des Quartier, des Landes, der Stadt liegt, über jene, die über ihre Köpfe hinweg ihr Schicksal mitbestimmen? Es ist eine andere Welt, eine andere Kultur. Und ich kann mich ihr nie so recht und gänzlich hingeben, verstehe viel nicht und teils umso weniger, je länger ich hier bin. Doch ob jenes, was ich tue, denn richtiger ist als all das, was ich hier sehe und beobachte, weiss ich nicht. Höher, schneller, weiter ist kaum die Maxime, die die Leute wahrhaftig glücklicher machen wird hier. Oder doch?
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Africa-English. Eigentlich war eines der Hauptmotive meines Austausches in Uganda auch die Verbesserung meines Englischs. Das ist hier etwas schwieriger, als ich mir dies vorgestellt hatte. Da die Ugander und Kenianer mit ihrer Lokalsprache aufgewachsen sind und Englisch erst in der Primarschule lernten, sprechen sie oft ein zwar gutes, nicht jedoch perfektes Englisch. Abschauen bzw. -hören ist deshalb nicht ganz einfach. Zusätzlich glaube ich, dass das afrikanische Englisch grundsätzlich weniger vielfältig und ausgereift ist als das britische, amerikanische etc. Erklären dürfte dies etwa der Umstand, dass Swahili, Luganda etc. relativ praxisnahe Sprachen sind und deshalb über einen anderen, weniger abstrakten und durchaus auch weniger breiten Wortschatz verfügen. Während es zwar eine reiche Fülle an Wörtern gibt um Blumen, das Wetter, das Verhalten einer Person zu beschreiben, fehlen ungegenständliche Ausdrücke teilweise gänzlich. Zwar wird an manchen Stellen sodann die Lokalsprache um gewisse englische Begriffe erweitert, viele der uns bekannten Ausdrücke werden aber kaum oder gar nicht benutzt. Am dominantesten ist der Kontrast dann, wenn man sich hier in Kampala BBC World aus London anhört (oft meine einzige aktuelle und entsprechend hochgeschätzte Informationsquelle der Geschehnisse ausserhalb Ostafrikas).
Nun aber kurz noch zu einer kleinen Geschichte, die in diese Kategorie passt. Das afrikanische Englisch zeichnet sich natürlich auch durch den speziellen afrikanischen Akzent aus. Ich habe hin und wieder noch immer mühe, die Leute zu verstehen. Jedenfalls hat der eine Professor kürzlich mal wieder in einem Anflug philosophischer Kreativität einen kleinen Exkurs über die Unsterblichkeit gewisser Personen in den Unterricht eingeschoben und mich nach seinen Ausführungen gefragt, ob ich denn so eine Person, also einen Unsterblichen, kennen würde. In Englisch nun lautete seine Frage wie folgt: „Do you know someone, sir?“. Liest sich einfach, tönt aber in Afrika etwas anders, als wir uns dies gewohnt sind. „Do you know“, habe ich soweit verstanden, beim „someone, sir“ hatte ich mehr Probleme. In meinen Ohren tönte dies so: „Samonsöaaa“. Samonsöaaa wiederum liegt relativ nahe am Wort „Samosa“, was ein ugandischer Frühstückssnack ist, eine Art triangelförmiges Ravioli mit Gemüse zwischendrin, fritiert und allerorts zu kaufen. Die Frage lautete also, ob ich Samosa kenne, den ugandischen Snack... Merkwürdige Frage, dachte ich, und fragte zurück: „Samosa?“. Naja, das war nun eine ziemlich absurde Situation, und tatsächlich hat das Ganze im Hörsaal auch zu ziemlich viel Amusément geführt. Der unsterbliche Samosa-Snack... Der Zwischenfall hat mir nun einen neuen Übernahmen in der Klasse beschert - naja, ihr werdet's erraten, welchen...
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UCICC. Seit drei Wochen arbeite ich zwei Tage die Woche beim Human Rights Network Uganda, genauer bei dessen Partnerorganisation UCICC, der sich mit den Herausforderungen, Chancen und Problematiken der Aktivität des ICC in Uganda beschäftigt. Und ich freue mich ob der Möglichkeit, die mir da geboten wird. Nebst dem wie überall recht theoretischen Umfeld der Uni ermöglicht mir diese Arbeit nun auch einen Einblick ins Praktische, Unmittelbare. Ich selbst hab nun die Aufgabe, ein Papier zur verzögerten Implementierung der ICC Gesetzesvorlage ins ugandische Recht bzw. die politischen Hintergründe dieser Verzögerung zu verfassen. Internationales Recht ist ein spannendes und enorm wichtiges Studienfeld, dem ich mich nun Schritt für Schritt annähern darf. Insbesondere die Überschneidungsbereiche zwischen lokalem oder nationalen Recht und dem globalen Völkerrecht zeigen sich als komplexe Herausforderungen. Recht und Gerechtigkeit, Wiedergutmachung und Bestrafung, Vergeltung und Verzeihung – all dies ist in Uganda, wo drei ICC-Haftbefehle ausstehend sind, von besonderer Bedeutung. Einen interessanten und lesenswerten Artikel zum Thema hab ich kürzlich auf Spiegel Online gefunden: „Ein gefährlicher Luxus“.
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Practice what you preach. Leider habe ich an der Makerere bisher nur wenige Professoren angetroffen, die mich sachlich überzeugt hätten (menschlich sind mir die meisten hingegen sehr sympathisch). Es gibt aber den einen, den Herrn Charles Bwana, der ist – ich sag es offen und unverhüllt - unter jedem Hund. Der Mann ist nach drei Wochen zum ersten Mal zum Unterricht erschienen, hat vier- oder fünfmal je eine Stunde unterrichtet, dann einen Test durchgeführt. Danach vergingen wiederum drei Wochen, ohne dass der Herr ein einziges Mal aufgetaucht wäre, worauf letzte Woche zwei Stunden unterrichtet wurde, nun steht wieder ein Test an. Sechs oder sieben Unterrichtsstunden bisher. Angesetzt waren drei Stunden die Woche, das Semester hat offiziell am 3. Februar begonnen. Entschuldigt war Bwana nie, sodass wir regelmässig dasassen, Montag, Mittwoch und Freitag, eine halbe Stunde warteten, schliesslich ungetaner Dinge und leicht entnervt nach Hause zurückkehrten. Das Paradoxe an der Sache: Der Mann unterrichtet Ethik. Ethik in internationalen Beziehungen. Und wenn immer er dann, sofern er mal da ist, was jedes Mal einer mittelgrossen Überraschung gleichkommt, über Moral und Ethik und sowieso alles Gute doziert, dann würde ich am liebsten aufstehen und ihn mal ordentlich in den Schwitzkasten nehmen. Ab und zu spät oder abwesend sein ist ertragbar und gehört hier zur universitären Normalität. Aber sein Verhalten, das mittlerweile gar von den afrikanischen Mitstudierenden kritisiert wird, ist eine Frechheit. Wahrscheinlich ist der Mann aber irgendwie mit dem University Dean oder gar mit Museveni selbst verschwägert, sonst wäre der doch auch hier schon lange weg vom Fenster....