Dienstag, 17. März 2009

Uganda, Miscellaneous III

Balkonbesuch. Dennis ist mein Nachbar. Ich habe ihn während meiner ersten Woche hier getroffen und wir sind Freunde geworden. Dennis ist Kenianer, aus der Nähe Nairobis stammend, Informatik und Business-Student an der Makerere. Er hat ein kleines Zimmer im Hostel nebenan, wo ich ihn ab und zu besuche. Meist jedoch besucht er mich. Nicht in meinem Zimmer, sondern drüben, auf dem Balkon. Er muss hierzu nur die Treppe vor seinem Zimmer raufzugehen, über die Baustelle des sich noch im Bau befindlichen letzten Stockwerks hinüber zu jener Stelle kommen, wo sich mein Balkon befindet, und meinen Namen rufen. Faaaaaabiiiiiaaaaaaaan. Oder auch: Iuuuurrregggg (für: Urech). Bin ich zuhause, geh ich raus und wir plaudern etwas. Ich auf meinem Balkon, er an die Stützpfeiler des unfertigen nächsten Stockwerks gelehnt, zwischen uns vielleicht drei Meter, wo es zwischen den beiden Gebäude 10, 15 Meter runtergeht. Ich mag diese Besuche, auch, wenn der gute Dennis auch schon mal samstags um 8 Uhr morgens Fabian-rufend am Balkon steht und mich aus den Federn holt. Bisweilen gehen wir dann eine Runde Billard spielen, oft treffen wir uns zum Fussballschauen, manchmal kommt er auch nur hoch um einfach hallo zu sagen. Ein guter Kerl. Und die Baustelle, die mir vor dem Fenster die Sicht nimmt, hat so doch noch was Gutes.
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Musevenis „Opfer ans Wohle des Landes“. Präsident Museveni, der seit bald 23 Jahren an der politischen Spitze Ugandas steht, hat vor zwei Wochen einige Änderungen in seinem 70 Minister umfassenden Kabinett (Kenya hat neurdings noch mehr und ist neue Nummer 1 in Afrika) bekanntgegeben. Die augenfälligste Mutation bzw. Neuernennung betraf den Ministerposten für die Region Karamoja, nordöstlich Kampalas an der Grenze zu Kenia liegend. Herr Museveni hat nicht allzu weit gesucht und den Posten durch seine Frau, die ehrenwerte First Lady Janet Museveni, besetzt. Eine Wahl, die verständlicherweise für einigen Wirbel sorgte. In einem BBC-Radiointerview rechtfertigte der Präsident seine Nominierung letzte Woche auf merklich amüsante Art und Weise, indem er sagte, er habe den Posten seiner Frau zugesprochen, weil ihn sonst niemand wollte – das Ganze sei eine Opferung der Familie zum Wohle des Landes. Man kann sich nun fragen, ob denn die gute Frau nicht tatsächlich das Zeug dazu hat, in der ärmlichen Region für Besserung zu sorgen. Sie sitzt seit einigen Jahren im Parlament und ist graduierte Makerere-Studentin. Der Vorsteher unserer Polito-Fakultät hat uns aber kürzlich erzählt, dass Frau Museveni nur einmal auf dem Campus gesehen wurde – zum Ablegen der finalen Masterprüfung. Diese habe im Büro des Universitäts-Dekans stattgefunden und kaum mehr als eine halbe Stunde gedauert…
Am Sonntag nun stand in der Zeitung, dass der Präsident seiner Gattin für ihre Aufgaben einen Helikopter schenken möchte. Diese belässt trotz ihrem neuen Amt ihren Wohnsitz in Kampala und benötigt daher, um auf den ungeteerten Schotterpisten raus nach Karamoja nicht unnötig Zeit zu verlieren, nun ein anderes, schnelleres Transportmittel...
Nach sieben Wochen Uganda möchte ich meiner Weihnachtswunschliste einen weiteren Namen hinzufügen: Yoweri Museveni.
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Heimweh? Als mich der Papa Peter kürzlich fragte, ob ich denn ab und zu Heimweh hätte, hab ich so spontan gar nicht zu antworten gewusst. Entsprechend kann mein Heimweh zumindest nicht akut sein, sonst wäre ich mir dessen ja bewusst. Jetzt, wo ich aber etwas weitergehend drüber nachdenke, merk ich, dass ich mein Zuhause doch ab und zu vermisse. Nicht in schmerzlicher oder nachhaltig bedrückender Art und Weise, sondern teilweise nur für einen Augenblick, dem Umstand entsprechend und wohl immer dann, wenn ich merke, dass ich eben hier doch nie zuhause bin oder sein werde. Da ist etwa der Sonntagmorgen, wenn ich aufstehe, das Zmorge mit Familie, Züpfe, gutem Kaffee und der Sonntagszeitung vermisse. Oder beim Kartenspielen mit anderen Austauschstudenten, wenn ich dran denke, wies war, mit meinen Freunden zu jassen, dazu ein Glas Wein zu trinken und unbeschwert zu plaudern, zu erzählen, zu sein. Auch fehlt mir meine Sprache, das Schweizerdeutsch, sagen zu können, was man denkt, wie mans denkt – und dabei verstanden zu werden. Oder auch teilweise kleine Details, wie das frische Brot im Supermarkt, vielleicht mal ein Rivella, die Gewissheit, Teil von dem zu sein, das um einem ist, verstanden zu werden, verstehen zu können. Ja, die Schweiz ist kein schlechtes Zuhause. Werd gleich mal die Nationalhymne anstimmen...

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