Montag, 30. März 2009

Die Normalität der abnormen Gewöhnlichkeit

Afrika scheint vollgepackt mit Absurditäten. Und je tiefer man sich diesen hingibt, desto weniger versteht man sie. Dies ist meine Empfindung zur Stunde.
Nachdem ich mich während den ersten acht Wochen hier bereits mit verschiedensten sonderlich-bizarren Begebenheiten und Ereignissen konfrontiert sah, erreichte der gestrige Abend ungeahnte Rekordwerte in der Skala des Absurden. Eine Geschichte, die nur so lange amüsant ist, bis man darüber nachzudenken beginnt.

Max ist ein schätzungsweise dreissigjähriger Ugander, der an der Makerere IT studierte und jetzt „anderes Business macht“, wie er es nennt. Max ist ein freundlicher, aufgestellter Kerl, den ich vor einigen Wochen in einer Bar in Kampala das erste Mal traf. Wir haben uns gut verstanden und schliesslich vereinbart, unser Gespräch bei einem anderen Treffen fortzusetzen. Dies zweite Treffen hat gestern stattgefunden. Max hat mich mit seinem Auto abgeholt und mich auf einen Drink im „Grand Imperial Hotel“ in Kampalas Stadtzentrum eingeladen. Dann, nach einigen Minuten gemütlicher Plauderei, kam es: „I’d like to offer you a job, Fabian“, meinte Max. „In Africa it’s hard to do business in the usual, official way: Too expensive, too complicated. So we make things easier…“. Ich war etwas konsterniert und fragte nach, um was es sich denn genauer bei diesem „Business“ handle. Max antwortete, es gehe um „Investments“. Ok, Investments… Welche Art Investments? „Everything from hotel renovations to media stuff“, meinte Max. „Media stuff?“ - „That’s confidential, I can’t tell you, Fabian“.
Nach und nach jedoch wurde klar, von was denn eigentlich die Rede war. Zusammengefasst sieht dies so aus: Max arbeitet für einen (der über siebzig) ugandischen Minister, der durch sogenannte illegale side businesses sein Salär aufbessert. Bei diesen Nebengeschäften handelt es sich um verschiedene Investitionen in verschiedene Bereiche und Wirtschaftszweige – in was genau ist highly confidential. Die entsprechenden Investoren sitzen meist in Europa. Das Problem nun ist, dass die Europäer, wie Max mir erklärte, den Afrikanern nicht trauen würden - und deshalb über weisse, europäische Mittelmänner verhandelt werden müsse. Und ich, the Swiss guy, soll Mittelmann werden. „Why me?“, frage ich. „Why not?“, meint Max. „It’s a great job. Every second, third week we‘ll send you to Europe for two, three days, we pay the flight, the hotel, the food. You meet our business partners and the potential investors, you hand over the contract, make them sign. That’s it!“ Ich frage, ob das Ganze nicht arg gefährlich sei für ihn, für den Minister, für die Mittelmänner – immerhin findet dies alles in der Illegalität statt.“No, it’s not. This is Africa, my friend!“, antwortet Max. Ich solle mich bis morgen entscheiden, dann würden wir uns einige weitere Male treffen, bis ich schliesslich dem ominösen Minister vorgestellt und mit ihm dinieren würde und hierbei den Confidence Check zu bestehen hätte.
Max fuhr mich im Anschluss zurück zu meinem Hostel, unterwegs sprachen wir unter anderem über Politik. Max meinte hierzu: „Modern politics is just a facade in Africa. So you have to help yourself.“ Ich nickte. Max konnte hierüber lachen, ich nicht.

1 Kommentar:

Christian 55 hat gesagt…

So könnte ein Roman von Graham Greene beginnen. Ja, ja, ich weiss, dies ist natürlich alles andere als ein Roman. Trotzdem, Fabian, schreib weiter, Spinning the Wheel...