Mittwoch, 11. März 2009

Uganda, Miscellaneous II

Downtown Kampala

Obama.
„How is Obama?“, lautet die häufige Frage. Sie ist an mich gerichtet; täglich aufs Neue, irgendwo auf der Strasse, beim Vorbeigehen. Was antworten? Ich bin nicht Amerikaner. Aber eben weiss, was in der afrikanischen Konzeption des „Mzungus“ oft aufs Gleiche hinausläuft. Ja, der neue Mann an der globalen Spitze ist wichtig für Afrika. Er ist der neue Mandela, der neue Annan, er ist Symbolfigur und verkörpert jenes, was Afrika dringend bräuchte – Führungsstärke, Weitsicht, Intelligenz. Unser Professor hat kürzlich gemeint, Obama sei der erste legitim-demokratisch gewählte afrikanische Präsident. Das war ein Witz. Oder doch nicht?
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The Pearl of Africa. „Uganda is alive by itself. It… ought in the course of time to become the most prosperous of all our East and Central African possessions, and perhaps the financial driving wheel of all this part of the world… My counsel plainly is: ‘Concentrate upon Uganda’ No where else will the result be more brilliant, more substantial, more rapidly realized.” Winston Churchill, 1904. Soviel zum Potential dieses Landes. Was daraus gemacht wird, sehe ich von meinem Balkon aus beim Blick runter über die Wellblechdächer der ausgedehnten Wandegeya-Slums. Eine Tragödie.
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Der Storch. Der Storch ist der inoffizielle Herrscher des Makerere-Campus‘. Zumindest in ugandischer Version eine recht schmucklose, wenn auch amüsante Spezies, immerzu klappernd und trotz stattlicher Postur erstaunlich flieggewandt ist der Storch überall anzutreffen, morgens wie abends, meist in kleineren Scharen zu etwa einem Dutzend. Ich mag den Storch. Er ist friedlich und irgendwie etwas ungelenk-unbeholfen. Er isst, was ihm vor dem Schnabel liegt und scheint stets zufrieden. Ein bescheidenes Tier. Seit heute schmückt eine grosse Storchenfeder meine Zimmerwand.
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Sauberkeit. Weshalb seid ihr Westler eigentlich stets so dreckig? Diese Frage ist ernst gemeint. Und ich hab sie nicht erst ein Mal gehört. Die lokale Studentenschaft legt – ich hab’s in meinem Hemden-Beitrag bereits kurz erörtert – viel Wert aufs Äussere. Entsprechend wichtig ist Sauberkeit. Die meisten Studenten tragen Putztücher mit sich, um die Sitzfläche des Stuhls im Hörsaal vorsichtig abzuwischen, bevor man sich draufsetzt. Und wenn ich jeweils meinen Rucksack neben mich an den Boden stelle, wird er auch schon mal mit unverständlichem, jedoch freundlichem Kopfschütteln aufgehoben und auf einen (abgewischten) Stuhl gelegt.
Gegensätzliches ist jedoch bezüglich der Nahrungsmittelhygiene zu beobachten. Da scheint’s wiederum niemanden zu stören, wenn die Mücken und Fliegen sich an unserem Mahl mitbedienen. Das soll mal einer verstehen…
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Rasenmäher. Noch immer fallen viele Vorlesungen aus. Ohne Vorankündigung, einfach so. Niemand taucht auf, also geht man wieder nach Hause, einen Tee trinken oder plaudert ein wenig. Diese ganze Unverbindlichkeit ertrage ich an manchen Tagen besser, an manchen Tagen aber reg ich mich auf und finde es – basierend auf meinem Schweizer Werteverständnis – schlicht respektlos, uns so häufig und in vollstem Bewusstsein vergebens warten zu lassen. Interessant, dass gerade jener Professor, der uns in Ethik unterrichtet, allermeist nicht zum Unterricht erscheint - unangekündigt.
Es gibt allerdings auch andere Gründe, die dazu führen können, dass eine Vorlesung nicht stattfinden kann oder abgebrochen werden muss. Einer hiervon sind die Rasenmäher. Die Makerere verfügt über eine recht fleissige Mannschaft von Gärtnern, die den Campus in einem tatsächlich sehr behaglichen Zustand erhalten. Natürlich werden hierbei auch die Rasen gemäht – und hiervon gibt’s im tropischen Uganda viele. Wenn jedoch der Rasen vor unsere Fakultät zur Unterrichtszeit geschoren wird, hat das gewisse Nachteile. Die benutzten Rasenmäher sind nämlich derart laut, dass man in den Hörsälen – im ewig-sommerlichen Uganda gibt’s keine schalldämpfenden Fenster – sein eigenes Wort nicht mehr versteht. Und auch wenn die Klasse sehr nahe zusammenrückt – der Professor ist nicht mehr zu verstehen. Und der Unterricht hiermit zu Ende.

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