Samstag, 17. Januar 2009

Vielleicht, so dachte er, ist dies alles nichts weiter als ein Theaterstück. Ein langes insziniertes Schauspiel in hundert Akten, mit einem schönen, bunten Bühnenbild, mit einigen Schauspielern, die in jenem Akt auftauchen, zurücktreten, und einige Akte später wiederum auf die Bühne schreiten, um ihren Part zu spielen. Und er, auch er gehört zu ihnen, ist Teil des Prozesses, wartet hinter der Bühne auf seinen Einsatz, tritt hervor, gibt sich seiner Rolle hin, spricht, singt, tanzt und zelebriert jenes, was er sein soll, zu sein glaubt vielleicht, sein will - oder sein muss. Unaufhörlich ergibt sich aus diesem Akt der nächste, entspringt aus jener Handlung eine Fortsetzung dessen, was war, was ist und sein soll.
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Zweihundertfünfunzwanzig Wolken zählt er am Himmel. Weisse, graue, weissgraue, langgezogene, kurze, geflochtene, getupfte oder flache - und irgendwo dazwischen die Sonne, die gelblich-weiss dasteht und - ungeahnt ihrer eigenen Bedeutung - still und schweigend leuchtet, jeden Tag aufs Neue. Mit der fünfunzwanzigsten Wolke formt er zwei Kaninchenohren und platziert sie am nordwestlichen Horizont des Kirchturms. Den zwei Spaziergängern in der Nähe schenkt er eine Brise Westwind. Es ist Mittag. Die Stille liegt über den Feldern. Als sich die Sonne abends in eine rot-goldene Himmelsmünze verwandelt, kann er sie endlich ansehen, ohne blind zu werden. Ein weiterer Tag ist zu Ende gegangen.
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Als er sich hinlegte und einschlief fühlte er für wenige Augenblicke diese ungewöhnliche Leichtigkeit, die er sonst nur aus grossen Büchern kannte. Nein, es war kein Traum. Es war die ungewöhnliche Idee, dass die Welt nicht viel mehr sei als ein winzig kleiner Ton in einem ewigen Stück Wundermusik.

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