Samstag, 13. Oktober 2007

Der Goldene Dachs der Lyrikinterpretation

"Ein Student der Germanistik, der vorgibt sich für Literatur zu interessieren, aber bekennt, dass er für Lyrik keinen Nerv habe, ist wie ein Farbenblinder, der Malerei studiert", sagt die Frau Mahlmann. Die Frau Mahlmann ist Professorin der Neuen Deutschen Literaturwissenschaft an der Universität Bern. Ich mag sie nicht so gerne. Die anderen auch nicht so. Um etwas genauer zu sein: Sie ist ein Drachen. Darum sagen wir ihr auch Frau Mahlzahn, wie der Drache bei Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer, wisst ihr. Das hat die Frau Messerli in der 5. Klasse immer vorgelesen. Wir mussten dazu häckeln. Es gibt auch ein Puppentheater davon. Aber das ist jetzt nicht so relevant eigentlich. Ist ja auch böse, zu sagen die Frau Mahlmann sei ein Drachen. Ist ja nicht verifizierbar. Und darum vielleicht auch nicht wahr, sagt der Neoempirismus. Aber bis jetzt hat auch noch niemand falsifiziert, dass sie ein böser Drachen ist, daher ist es zumindest sehr wahrscheinlich, dass sie eben doch einer ist. Aber lasst uns zu Thema Lyrik zurückkehren. Deren Verständnis soll nämlich in dieser neuen Rubrik wöchentlich gefördert werden. Betrüblicherweise besetzt sie nämlich bei der Beliebtheitsskala der literarischen Gattungen seit Jahrzehnten den letzten Platz. Daher wird sie aus dem Schulunterricht meist vollkommen verbannt und auch im gymnasialen Unterricht schaffen es lediglich einige triviale jambische Goethe-Balladen bis ins Mäppchen von Herr Sperisen, aber selten bis in die Köpfe der Heranwachsenden. Dies soll sich zumindest unter der dachsischen Leserschaft ändern.

Daher wird nun -um das ganze pädagogisch sinnvoll zu gestalten- jede Woche der Goldene Dachs der kreativen Lyrik-Interpretation verliehen.
Zum Auftakt gibt es heute ein modernes lyrisches Meisterwerk der Nachkriegszeit von Paul Celan.

EINEM, DER VOR DER TÜR STAND, eines
Abends
tat ich mein Wort auf - : zum
Kielkropf sah ich ihn trotten, zum
halb-
schürigen, dem
in kotigen Stiefel des Kriegsknechts
geborenen Bruder, dem
mit dem blutigen
Gottes-
gemächt, dem
schilpenden Menschlein.

Rabbi, knirrschte ich, Rabbi
Löw:

Diesem
beschneide das Wort,
diesem
schreib das lebendige
Nichts ins Gemüt
diesem
spreize die zwei
Krüppelfinger zum heil-
bringenden Spruch.
Diesem.

......................

Wirf auch die Abendtür zu, Rabbi.

......................

Reiss die Morgentür auf, Ra--



Ich wünsche allen Teilnehmenden gutes Gelingen. Interpretationen bitte vor die Tür oder bei Kommentar.

Als Preise winken diese Woche:
Platz 1: ein rassenreiner Kielkropf
Platz 2: ein Gratiseintritt für dich und 2 Freunde zu der Vorlesung Ulrich von Zatzikhoven >Lanzelet<>inklusive 15 min Backstage mit Frau Mahlmann
Platz 3: eine Krüppelfingerschönheitsoperation im Wert von 4 kotigen Kriegsknechtstiefeln

Gewinner werden jeweils am Freitag bekanntgegeben.


2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Also die negra, manchmal erinnert es mich an die miss universum, da die michel roten...das war keine interpretation

Anonym hat gesagt…

dieses gedicht widerspiegelt für mich gsnz klar das verkommen der prosa. danke.