Montag, 2. Juli 2007

Studentischer Gedankenkübel

Vor weinendem Himmel sitze ich in meinem kleinen Erker und gebe mich ein paar letzte Stunden den interessanten und weniger interessanten Wissenschaften hin, die es zu lernen, zu verstehen und schliesslich wiederzugeben gilt. In einer Woche bereits bin ich im Graubünden, fernab der Hektik Zürichs, fernab der wissenschaftlich durchtränkten Lernzeit der vergangenen Tage und Wochen.
Ein Jahr nun bin ich Student, ein Jahr bin ich in Zürich – ein Jahr in einer neuen Welt, äusserlich wie innerlich. Erstaunt jedoch vermag ich festzustellen, dass ich – der ansonsten gern von baldigem und aufreibendem Zweifel aufgesucht wird – zufrieden bin. Zufrieden und dankbar über die lehrreiche Zeit, den damit einhergegangenen Erkenntnissen und Prozessen, zufrieden auch über ein wichtiges Wegstück zum Erwachsenwerden, das sich mir erschlossen hat.
Erinnern werde ich mich aber vorwiegend an das eine, nicht ganz unverhofft eingetretene; es ist folgende Erkenntnis: Die Welt ist keine Kugel.
Jenseits der Gradlinigkeit und Verhältnismässigkeit, fernab einer gänzlich zu verstehenden und grundsätzlich bezwingbaren einheitlichen Form finden wir uns wieder an einem Ort der Widersprüche, der verkehrtesten Gesetzmässigkeiten, irrationaler Gelüste, der unbändigen Freude, des unbändigen Leids. Diese Strukturen als Gegeben anzunehmen, sie als Herausforderung – und als Aufforderung – anzusehen, sich der Realität bei allem Schmerz über damit verbundene Verluste des romantischen Weltbildes zu stellen, den Kopf am Herzblut teilhaben zu lassen - dies ist der Sinn meines Lernens. Nicht, dass ich zum Wissenschaftler werden wollte, nicht, dass ich mir ein erweitertes Verständnis meiner Umwelt durch (exklusiv-)geistigen Firlefanz erhoffte, nicht, dass ich dem Herz die Stimme dämmen möchte. Nur – und vielleicht ist das dies Unpopuläre, das so ungern bedacht und stets noch besungen wird – scheint mir in der Aussage, nach der das Gegenteil von ‚gut gemacht’ ‚gut gemeint’ sei, mehr Realität und Wirklichkeit zu liegen als auch ich gerne glaubte.
Wissen ist sodann der Stamm, das Geäst, das Herz die Wurzel der Veränderung. Die Blüte schliesslich ist die Multiplikation dieses Körpers, eine Synthese, die bestenfalls imstande ist, dem Wind ein paar Sämchen mitzugeben. Vielleicht kann Wissen und Verständnis den Tod des Einzelnen bedeuten, das Gegenteil jedoch führt wohl zum Tode uns aller…

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

ou, ein walke-aufstand bei unddachs. die zensurbehörde greift rigoros durch.