Mit grossen Schritten neigt sich meine Zeit hier ihrem Ende zu. Es waren drei kurze Monate seit Mitte September, vollgepackt mit einer Fülle an Neueindrücken, Erlebnissen, Bekanntschaften und interessanten, unverhofften, immer jedoch lehrreichen Momenten. Ich hab Brüssel als neues Zuhause schätzen gelernt, hab einiges über Europa und seine Bewohner, über seine Besonderheiten und seine Vielfältigkeit, über Verbindendes genauso wie über Trennendes erfahren und miterleben dürfen. Erasmus… diese mit vielen teils richtigen, teils komplett verkehrten Vorurteilen behaftete Erfahrung hat mir neue Wege aufgezeigt, mich zum Denken angeregt, mich wiederum stärker verändert und geprägt, als ich dies zuvor erwartet hätte. Ich geniesse diese letzten Tage hier vor Weihnachten, im Wissen auch, dass die im Januar anstehenden Prüfungen weitere aufregenden Tage oder Nächte wohl kaum zulassen werden. Und irgendwie werde ich doch auch einiges vermissen, zuhause in der schönen, sauberen, kleinen Schweiz, wo viel Schönes auf mich wartet, unter anderem aber auch die etwas farblose alltägliche Normalität, mit der man sich hier weniger konfrontiert sieht. Die Abende, an denen wir zu fünft, zu sechst in eine der kleinen Bars Brüssels gehen, ein, zwei der grandiosen belgischen Biere trinken, auf Französisch über Dies und Jenes reden, uns trotz noch nicht ganz ausgereifter (und doch immer besser werdender) Sprachkenntnisse verstehen, einiges über Spanien, Italien, Deutschland, Korea oder Litauen erfahren, uns damit immer auch selbst begegnen und ganz in diesem speziellen Moment versinken, wohl etwas jugendlich naiv, träumerisch, hoffnungsvoll und voller Tatendrang. Und jeder trägt seine spezielle Geschichte mit sich, scheint offen, diese zu teilen, die Distanz zum Daheim schafft Freiräume für vieles, was Zuhause ungesagt bliebe. Offenheit - das war wohl mein grösster Lehrplätz hier. Die Fähigkeit, auf Leute zuzugehen, die Einsicht, dass die anfängliche Diskussion ums belgische Sauwetter nichts Schlechtes an sich hat. Die Suche nach Einsichten jenseits der Norm wird so etwas relativiert, das Normale, Bürgerliche verliert (teilweise) sein Schreckgewand.
So komm ich also mit einem Rucksack voller neuer Eindrücke, Bekanntschaften und einiger neuer Französischvokabeln zurück (am 18.12) und werde dann bald schon ein zweites Mal losziehen, in die andere Richtung. A rolling stone gathers no moss.
L’auberge espagnol ist einerseits ein französischer Film, der über das Leben eines Erasmusstudenten in Barcelona berichtet, andererseits eine franz. Redewendung, die wie folgt definiert wird: lieu où l'on doit amener ce dont on aura besoin.
Freitag, 5. Dezember 2008
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