Dienstag, 25. November 2008

Gestern

Es ist einer dieser Herbsttage, die ich allzu gut kenne, an denen ich durch die trostlose Stadt laufe, vorbei an den Orten, die mir so bekannt und doch nicht vertraut sind, vorbei an Plätzen, die ich mit irgendwelchen Erinnerungen verknüpfe, ziellos einen Schritt vor den anderen setzend, bis ich vor lauter Menschen nicht mehr vorwärts komme. Was macht man an einem Tag wie gestern, einem kalten, vom Zibelemärit kläglich unterstrichenen Tag, an dem sich der üble Geruch von Knoblauchbrot, Glühwein und Menschengedränge zu einem zerstörerischen Gift vermischt, bei dem man als einziges Ziel hat, so schnell wie möglich irgendwohin anders hin zu gehen, irgendwo hin, wo man freie Sicht hat, saubere Luft, Ruhe und Wärme, man aber nicht vorwärtskommt, weil da noch viele andere Menschen sind, die dableiben, den Weg versperren, einem mit dem Plastikhammer auf den Kopf hauen und das noch sehr lustig finden? Kopf runter, Hände in die Hosentaschen und weiter.
Ich empfinde ein beklemmendes Gefühl, selbst als ich den Kopf hebe und die grauen Wolken über mir einen kurzen Sonnenstrahl durchlassen. Without you, the blue sky is a waste of time, tönt es von coldplay. So ist es.
Die Frau neben mir beginnt zu weinen, der Mann hinter mir flucht und wettert, die Jungs vor mir betrinken sich, warum das weiss der Geier. Nur nicht hinsehen, hat mir alles egal zu sein. Ich scheine alle Leute um mich herum unglücklich zu machen. In Wirklichkeit bewirke ich aber gar nichts, stehe nur anderen im Weg, wie sie mir in dieser Menge an diesem Tag.
Ab nach Hause, Türe zu, Tee kochen, Bad einlassen und danach einen Film im Bett gucken. Ich gehe nirgendwo mehr hin.
So schnell kann man sich besser fühlen, obwohl man immer seltener glücklich ist, und das Gefühl, dass man sein Leben als elendiglich und beängstigend unberechenbar empfunden hat, verwandelt sich in eine angenehme Gleichgültigkeit, die aber (zum Glück?) bei mir nie lange anhält.
Ich schaue mir "Into the wild" an, so ein Sean Penn film. finde ihn weiss auch nicht wie, irgendwie blöd, aber in meinem Zustand wiederum zu ergreifend, um nicht weiter zu schauen. Da haut dieser Typ doch tatsächlich einfach ab, macht sich aus dem Staub, scheisst auf alles, lebt in Freuden und Leiden in der Wildnis, treibt sich mit Hippies und Nudisten rum, auf der Suche nach Selbsterkenntnis oder auf der Flucht vor sich selbst, während seine Familie zu Hause fast verreckt vor Angst um ihn. Da entschliesst er sich doch noch zurück zu gehen, mit der Aussicht auf eine Frau und Kinder, will sich der Gesellschaft und sich selber stellen, will wieder teilnehmen, sprechen, obwohl schweigen einfacher wäre, scheint glücklich zu sein bei dem Gedanken daran. Kaum zu glauben, dass er dann versehentlich eine giftige Beere isst an der er jämmerlich zu Grunde geht. Die letzten Worte, die er schreibt sind: "Happiness is only real, when it's shared."

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Juhu! Ich war der 16 600. Besucher. Krieg ich dafür was?

Anonym hat gesagt…

es gibt erst bei 66'666 was.