Donnerstag, 27. November 2008
Tagesablauf
suchen, grübeln, umherschweifen, abschweifen, träumen, sinnen, durchforschen, beobachten, erkunden, wahrnehmen, erblicken, hinsehen, horchen, lauschen, entdecken, spüren, fühlen, reflektieren, fantasieren, studieren, rätseln, analysieren, überlegen, skizzieren, aufzeichnen, notieren, brainstormen, tüfteln, entwerfen, experimentieren, entwickeln, basteln, ausprobieren, definieren, artikulieren, erörtern, formulieren, fabulieren, auslegen, vergleichen, abwägen, selektieren, begrenzen, ergänzen, vertiefen, entwickeln, hinauszögern, zaudern, aufschieben, abwarten, ausweichen, zirkulieren, entscheiden, anfangen, zusammensuchen, besorgen, eilen, planen, organisieren, auftreiben, durchsuchen, durchforschen, durchstöbern, sammeln, anschaffen, zusammentragen, anordnen, gliedern, aufbauen, kratzen, scharren, formen, modellieren, kneten, bauen, errichten, verschieben, verbinden, befestigen, behängen, verzieren, dekorieren, konstruieren, zuschneiden, kleben, zeichnen, kritzeln, stricheln, malen, klecksen, pinseln, schmieren, einfärben, besprühen, vermischen, pfuschen, sudeln, unterbrechen, betrachten, überdenken, einschätzen, bewerten, kritisieren, verunsichern, verwirren, unterschätzen, abwerten, zögern, zagen, zweifeln, hinterfragen, stocken, verkrampfen, verfangen, erstarren, zurückschrecken, ernüchtern, resignieren, feststecken, aufgeben, verbittern, verzweifeln, zerknüllen, zerreissen, zerfetzen, zerschnipseln, zerlegen, zerstückeln, zerdrücken, zertrümmern, zertrampeln, zerschmettern, zermürben, zerquetschen, zerbröseln, ausschütten, wegwerfen, fluchen, schnauben, , toben, wettern, jammern, ringen, herumirren, innehalten, ruhen, durchatmen, abschütteln, aufrütteln, ermutigen, erfrischen, durchdenken, durchhalten, durchbeissen, aufblühen, erquicken, erstarken, befreien, fortfahren, überwinden, ändern, umstellen, übermalen, überkleben, verschieben, expandieren, verbessern, entwirren, ersetzen, erneuern, zusammenfügen, verknüpfen, improvisieren, wagen, riskieren, zulassen, entfalten, verwirklichen, durchsetzen, vorantasten, vorankommen, annähern, ergründen, überblicken, durchschauen, erkennen, erfassen, begreifen, realisieren, verstehen, finden.
Dienstag, 25. November 2008
Gestern
Es ist einer dieser Herbsttage, die ich allzu gut kenne, an denen ich durch die trostlose Stadt laufe, vorbei an den Orten, die mir so bekannt und doch nicht vertraut sind, vorbei an Plätzen, die ich mit irgendwelchen Erinnerungen verknüpfe, ziellos einen Schritt vor den anderen setzend, bis ich vor lauter Menschen nicht mehr vorwärts komme. Was macht man an einem Tag wie gestern, einem kalten, vom Zibelemärit kläglich unterstrichenen Tag, an dem sich der üble Geruch von Knoblauchbrot, Glühwein und Menschengedränge zu einem zerstörerischen Gift vermischt, bei dem man als einziges Ziel hat, so schnell wie möglich irgendwohin anders hin zu gehen, irgendwo hin, wo man freie Sicht hat, saubere Luft, Ruhe und Wärme, man aber nicht vorwärtskommt, weil da noch viele andere Menschen sind, die dableiben, den Weg versperren, einem mit dem Plastikhammer auf den Kopf hauen und das noch sehr lustig finden? Kopf runter, Hände in die Hosentaschen und weiter.
Ich empfinde ein beklemmendes Gefühl, selbst als ich den Kopf hebe und die grauen Wolken über mir einen kurzen Sonnenstrahl durchlassen. Without you, the blue sky is a waste of time, tönt es von coldplay. So ist es.
Die Frau neben mir beginnt zu weinen, der Mann hinter mir flucht und wettert, die Jungs vor mir betrinken sich, warum das weiss der Geier. Nur nicht hinsehen, hat mir alles egal zu sein. Ich scheine alle Leute um mich herum unglücklich zu machen. In Wirklichkeit bewirke ich aber gar nichts, stehe nur anderen im Weg, wie sie mir in dieser Menge an diesem Tag.
Ab nach Hause, Türe zu, Tee kochen, Bad einlassen und danach einen Film im Bett gucken. Ich gehe nirgendwo mehr hin.
So schnell kann man sich besser fühlen, obwohl man immer seltener glücklich ist, und das Gefühl, dass man sein Leben als elendiglich und beängstigend unberechenbar empfunden hat, verwandelt sich in eine angenehme Gleichgültigkeit, die aber (zum Glück?) bei mir nie lange anhält.
Ich schaue mir "Into the wild" an, so ein Sean Penn film. finde ihn weiss auch nicht wie, irgendwie blöd, aber in meinem Zustand wiederum zu ergreifend, um nicht weiter zu schauen. Da haut dieser Typ doch tatsächlich einfach ab, macht sich aus dem Staub, scheisst auf alles, lebt in Freuden und Leiden in der Wildnis, treibt sich mit Hippies und Nudisten rum, auf der Suche nach Selbsterkenntnis oder auf der Flucht vor sich selbst, während seine Familie zu Hause fast verreckt vor Angst um ihn. Da entschliesst er sich doch noch zurück zu gehen, mit der Aussicht auf eine Frau und Kinder, will sich der Gesellschaft und sich selber stellen, will wieder teilnehmen, sprechen, obwohl schweigen einfacher wäre, scheint glücklich zu sein bei dem Gedanken daran. Kaum zu glauben, dass er dann versehentlich eine giftige Beere isst an der er jämmerlich zu Grunde geht. Die letzten Worte, die er schreibt sind: "Happiness is only real, when it's shared."
Ich empfinde ein beklemmendes Gefühl, selbst als ich den Kopf hebe und die grauen Wolken über mir einen kurzen Sonnenstrahl durchlassen. Without you, the blue sky is a waste of time, tönt es von coldplay. So ist es.
Die Frau neben mir beginnt zu weinen, der Mann hinter mir flucht und wettert, die Jungs vor mir betrinken sich, warum das weiss der Geier. Nur nicht hinsehen, hat mir alles egal zu sein. Ich scheine alle Leute um mich herum unglücklich zu machen. In Wirklichkeit bewirke ich aber gar nichts, stehe nur anderen im Weg, wie sie mir in dieser Menge an diesem Tag.
Ab nach Hause, Türe zu, Tee kochen, Bad einlassen und danach einen Film im Bett gucken. Ich gehe nirgendwo mehr hin.
So schnell kann man sich besser fühlen, obwohl man immer seltener glücklich ist, und das Gefühl, dass man sein Leben als elendiglich und beängstigend unberechenbar empfunden hat, verwandelt sich in eine angenehme Gleichgültigkeit, die aber (zum Glück?) bei mir nie lange anhält.
Ich schaue mir "Into the wild" an, so ein Sean Penn film. finde ihn weiss auch nicht wie, irgendwie blöd, aber in meinem Zustand wiederum zu ergreifend, um nicht weiter zu schauen. Da haut dieser Typ doch tatsächlich einfach ab, macht sich aus dem Staub, scheisst auf alles, lebt in Freuden und Leiden in der Wildnis, treibt sich mit Hippies und Nudisten rum, auf der Suche nach Selbsterkenntnis oder auf der Flucht vor sich selbst, während seine Familie zu Hause fast verreckt vor Angst um ihn. Da entschliesst er sich doch noch zurück zu gehen, mit der Aussicht auf eine Frau und Kinder, will sich der Gesellschaft und sich selber stellen, will wieder teilnehmen, sprechen, obwohl schweigen einfacher wäre, scheint glücklich zu sein bei dem Gedanken daran. Kaum zu glauben, dass er dann versehentlich eine giftige Beere isst an der er jämmerlich zu Grunde geht. Die letzten Worte, die er schreibt sind: "Happiness is only real, when it's shared."
Freitag, 21. November 2008
Wieso ist der Hugentobler Andi so gut im Hearts?
Fragmente
Es war kalt in dieser Stadt. Zwar lag kein Schnee, häufig schien gar die Sonne, doch der kalte Wind drang durch die dicksten Mäntel. Die Menschen vermieden es, nach draussen zu gehen, sodass die Strassen merklich leer und farblos schienen. Der Übergang vom Herbst zum Winter, das fade Grau über den Strassen und die nachmittägliche Abenddämmerung verlieh der Stadt den Anschein des Vergänglichen und setzte sich gleichsam in den Gesichtern seiner Bewohner nieder, als leise, traurige Nachdenklichkeit. Am 11. November regnete es. Ich war spät aufgestanden, wie so oft, weil ich häufig bis zwei, drei Uhr wach blieb und las. Ich wusch mir das Gesicht, blickte in den Spiegel und sah, wie jeden Morgen, schrecklich aus. Ich bereitete mir mein Frühstück zu, schlug die Zeitung auf, las zwei, drei Artikel, setzte schliesslich Kaffee auf und blickte aus dem Fenster, wo die grünen Zweige der nahen Tanne dem Herbst trotzten, gerade so, als gäbs keine Jahreszeiten. Die Regentropfen an der Fensterscheibe zeichneten verworrene Linien. Es war windstill. Meine Pläne für den heutigen Tag beschränkten sich, ganz in studentischer Manier, aufs Lesen einiger Texte - eine Arbeit, die normalerweise kaum mehr als zwei, drei Stunden in Anspruch nimmt. Ich trank meinen Kaffee, ungezuckert, schwarz. Irgendwann werde ich sterben, dachte ich. Irgendwann ist hier, an jener Stelle, auf diesem Stuhl ein andrer. Ich kenne ihn nicht. Und er kennt mich nicht. Das Leben ist jetzt, dachte ich. Und es gibt nichts anderes.
--------------
Als ich endlich raus war, nahm ich den nächsten Zug und fuhr aus der Stadt. Da, die ersten Ebenen, Felder, Wiesen und Wälder erblickend, schlief ich ein und erwachte erst Stunden später wieder, es war bereits dunkel. Ich trank und ass, stieg aus, suchte mir ein günstiges Hotel und beschloss, hier zu bleiben. Warum?
--------------
Vieles beginnt, wenn es eigentlich bereits vorüber ist. Der Mensch als reaktives Wesen vermag es nicht anders, er ist nicht dazu geschaffen, sich selbstbestimmend den Weg zu weisen. Das führt, so glaube ich, ins Verderben, oder aber in die Kunst. Und natürlich zur Liebe. All dies sind nichts als Ahnungen, die langsam in mir wachsen, von Zweifel umgeben an manchen Tagen an Stärke und Festigkeit gewinnen, dann wieder blasser scheinen, teilweise fast vollständig auslöschen, nie aber ganz verschwinden. Wohin des Weges? In seiner universellen Bedeutungslosigkeit gefangen mache ich mich Stunde um Stunde neuerlich auf, diese Frage zu beantworten; im Wissen, dass ich scheitern, jämmerlich scheitern werde. Und im Wissen auch, dass dies Scheitern die eigentliche Notwendigkeit unsres Lebens, meiner und deiner Existenz ist.
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Als ich endlich raus war, nahm ich den nächsten Zug und fuhr aus der Stadt. Da, die ersten Ebenen, Felder, Wiesen und Wälder erblickend, schlief ich ein und erwachte erst Stunden später wieder, es war bereits dunkel. Ich trank und ass, stieg aus, suchte mir ein günstiges Hotel und beschloss, hier zu bleiben. Warum?
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Vieles beginnt, wenn es eigentlich bereits vorüber ist. Der Mensch als reaktives Wesen vermag es nicht anders, er ist nicht dazu geschaffen, sich selbstbestimmend den Weg zu weisen. Das führt, so glaube ich, ins Verderben, oder aber in die Kunst. Und natürlich zur Liebe. All dies sind nichts als Ahnungen, die langsam in mir wachsen, von Zweifel umgeben an manchen Tagen an Stärke und Festigkeit gewinnen, dann wieder blasser scheinen, teilweise fast vollständig auslöschen, nie aber ganz verschwinden. Wohin des Weges? In seiner universellen Bedeutungslosigkeit gefangen mache ich mich Stunde um Stunde neuerlich auf, diese Frage zu beantworten; im Wissen, dass ich scheitern, jämmerlich scheitern werde. Und im Wissen auch, dass dies Scheitern die eigentliche Notwendigkeit unsres Lebens, meiner und deiner Existenz ist.
Sonntag, 16. November 2008
Mein Sonntag
Samstag, 15. November 2008
Bruxelles II – Mein Samstag
Rituale sind die Stützräder einer funktionierenden Alltäglichkeit. Und Rituale sind wohl, so wage ich zu behaupten, gar die Garantie unsres Überlebens, kleine, identitätsstiftende Leitplanken und Wegweiser, die uns davor behüten, uns im Chaos des Nichts zu verlieren, aufzulösen.
Nun ja, diese einführenden Worte waren vielleicht etwas gar zu esoterisch-tiefenpsychologisch, um euch in mein relativ simples, aber mir wichtiges Samstagsritual in Brüssel einzuführen. Tant pis. Jedenfalls hat der Samstag also, wie übrigens auch in der Schweiz, eine besondere Bedeutung für mich hier in Belgien. Und er wird geprägt durch ein kleines, vielleicht typisch urbürgerliches Ritual, das diesem ersten Wochenendtag einen Rahmen gibt, den ich schätzen gelernt habe.
So steh ich also auf, vielleicht gegen zehn, elf Uhr und mach mir mein Frühstück, das meist aus den billigsten und daher nicht sonderlich schmackhaften Carrefour-Müsliflocken besteht. Hierbei hab ich mich stets äusserst ruhig zu verhalten, da mein Mitbewohner Joan, durchwegs ein Nachtgewächs, noch schläft und nicht den Anschein macht, als ob er vor 14 Uhr aufzustehen gedenke. Also bleib ich nicht allzu lange sitzen, hol Jacke und Schal und mach mich mit Nils‘ Drahtesel auf den Weg zu meinem Kiosk, der sich nördlich der Uni befindet und von einem gemütlichen, älteren Herrn mit Brille, Schnauz und Bierbauch betrieben wird. Hier gibt’s – was keine Selbstverständlichkeit ist etwas abseits des Stadtzentrums – die NZZ. Internationale Ausgabe, 2 Euro 40. Meist kauf ich mir zusätzlich noch ein Heftli oder eine Wochenzeitung (heute das „Jeune Afrique“) auf Französisch, stets mit den besten Vorsätzen, die ganzen Artikel aufmerksam zu lesen, Nicht-Verstandenes nachzuschlagen und sowieso: Gas zu geben, diese Sprache immer besser zu lernen. Meist bleibt es denn aber auch bei den guten Vorsätzen, einerseits, weil ich von der Qualität dieser Magazine mehrheitlich ziemlich enttäuscht werde, andererseits, weil ich meinem inneren Wesen nach gerade übers Wochenende nicht immer den Weg des grössten Widerstands suche und mir die französische Lektüre denn auch noch immer nicht so leicht gelingt, wie ich mir das wünschen würde.
Also mach ich mich mit der NZZ unter dem Arm auf zum Place Flagey, der im Herzen des Ixelles-Quartiers liegt und als Zentrum der alternativen Kultur Brüssels gilt. Hier gibt’s eine Menge kleiner, sympathischer Cafés, wovon ich mir eines aussuche, mich an einen grossen Tisch setze, einen Kaffee (hier ohne Milch, das scheints in Belgien so nicht zu geben) bestelle und mich, angefangen mit dem samstäglichen Hauptkommentar auf Seite 1, in die Lektüre stürze. Ich mag die NZZ, das alte Mütterchen. Am liebsten sind mir der erste Teil – „International“ – und der letzte – das „Feuilleton“ mit der samstäglichen Beilage „Literatur und Kunst“. Ich lese lange und intensiv, lasse kaum einen Artikel aus und erfreue mich der unprätentiösen Sachlichkeit der NZZ, die ich andernorts meist vermisse. Nach dem zweiten Kaffee und der abschliessenden Lektüre des Sportteils mach ich mich schliesslich auf Richtung Mittagessen. Hierfür gibt’s auf dem Flagey an sich nur eine in Erwägung zu ziehende Option: Pommes – des frites. Es seien, so haben mir alle mir bekannten Belgier hier versichert, die besten Frites der Stadt und damit die besten Frites… der Welt. Schliesslich haben die Belgier diesen berühmten Kartoffelsnack erfunden und sind ganz offensichtlich und zu Recht stolz darauf. Die Besten der Besten – auch hierüber liess ich mich gehörig belehren - gibt’s wiederum beim Frittenstand gleich nahe des Teiches, vor dem immer eine Menge Leute warten (Bild). Dieser „Demirov Brüssels“ macht, so glaube ich, ein Bombengeschäft. Ich jedenfalls steh jeweils auch geduldig an und bestell mir ein Cornet des Frites mit Ketchup für 2 Euro 50. Es schmeckt. Alle paar Wochen findet nebstdem ein Flohmarkt in der Umgebung statt, über den ich sodann gemütlich schlendere und auf dem ich immerhin schon mein Nachttischlämpchen für einen Euro erwerben konnte. Am frühen Nachmittag schliesslich gehts nach Hause, wo Joan grad aufgestanden ist. Ich sitze sodann in unsrem Zimmer, sehe nach draussen und erfreue mich des freien Nachmittags und der Möglichkeiten, die da vor mir liegen. Ich mag den Samstag, ich mag dieses Ritual und ich mag dies kleine Fenster in die Schweiz und von da zurück in die Welt.
Nun ja, diese einführenden Worte waren vielleicht etwas gar zu esoterisch-tiefenpsychologisch, um euch in mein relativ simples, aber mir wichtiges Samstagsritual in Brüssel einzuführen. Tant pis. Jedenfalls hat der Samstag also, wie übrigens auch in der Schweiz, eine besondere Bedeutung für mich hier in Belgien. Und er wird geprägt durch ein kleines, vielleicht typisch urbürgerliches Ritual, das diesem ersten Wochenendtag einen Rahmen gibt, den ich schätzen gelernt habe.
So steh ich also auf, vielleicht gegen zehn, elf Uhr und mach mir mein Frühstück, das meist aus den billigsten und daher nicht sonderlich schmackhaften Carrefour-Müsliflocken besteht. Hierbei hab ich mich stets äusserst ruhig zu verhalten, da mein Mitbewohner Joan, durchwegs ein Nachtgewächs, noch schläft und nicht den Anschein macht, als ob er vor 14 Uhr aufzustehen gedenke. Also bleib ich nicht allzu lange sitzen, hol Jacke und Schal und mach mich mit Nils‘ Drahtesel auf den Weg zu meinem Kiosk, der sich nördlich der Uni befindet und von einem gemütlichen, älteren Herrn mit Brille, Schnauz und Bierbauch betrieben wird. Hier gibt’s – was keine Selbstverständlichkeit ist etwas abseits des Stadtzentrums – die NZZ. Internationale Ausgabe, 2 Euro 40. Meist kauf ich mir zusätzlich noch ein Heftli oder eine Wochenzeitung (heute das „Jeune Afrique“) auf Französisch, stets mit den besten Vorsätzen, die ganzen Artikel aufmerksam zu lesen, Nicht-Verstandenes nachzuschlagen und sowieso: Gas zu geben, diese Sprache immer besser zu lernen. Meist bleibt es denn aber auch bei den guten Vorsätzen, einerseits, weil ich von der Qualität dieser Magazine mehrheitlich ziemlich enttäuscht werde, andererseits, weil ich meinem inneren Wesen nach gerade übers Wochenende nicht immer den Weg des grössten Widerstands suche und mir die französische Lektüre denn auch noch immer nicht so leicht gelingt, wie ich mir das wünschen würde.
Also mach ich mich mit der NZZ unter dem Arm auf zum Place Flagey, der im Herzen des Ixelles-Quartiers liegt und als Zentrum der alternativen Kultur Brüssels gilt. Hier gibt’s eine Menge kleiner, sympathischer Cafés, wovon ich mir eines aussuche, mich an einen grossen Tisch setze, einen Kaffee (hier ohne Milch, das scheints in Belgien so nicht zu geben) bestelle und mich, angefangen mit dem samstäglichen Hauptkommentar auf Seite 1, in die Lektüre stürze. Ich mag die NZZ, das alte Mütterchen. Am liebsten sind mir der erste Teil – „International“ – und der letzte – das „Feuilleton“ mit der samstäglichen Beilage „Literatur und Kunst“. Ich lese lange und intensiv, lasse kaum einen Artikel aus und erfreue mich der unprätentiösen Sachlichkeit der NZZ, die ich andernorts meist vermisse. Nach dem zweiten Kaffee und der abschliessenden Lektüre des Sportteils mach ich mich schliesslich auf Richtung Mittagessen. Hierfür gibt’s auf dem Flagey an sich nur eine in Erwägung zu ziehende Option: Pommes – des frites. Es seien, so haben mir alle mir bekannten Belgier hier versichert, die besten Frites der Stadt und damit die besten Frites… der Welt. Schliesslich haben die Belgier diesen berühmten Kartoffelsnack erfunden und sind ganz offensichtlich und zu Recht stolz darauf. Die Besten der Besten – auch hierüber liess ich mich gehörig belehren - gibt’s wiederum beim Frittenstand gleich nahe des Teiches, vor dem immer eine Menge Leute warten (Bild). Dieser „Demirov Brüssels“ macht, so glaube ich, ein Bombengeschäft. Ich jedenfalls steh jeweils auch geduldig an und bestell mir ein Cornet des Frites mit Ketchup für 2 Euro 50. Es schmeckt. Alle paar Wochen findet nebstdem ein Flohmarkt in der Umgebung statt, über den ich sodann gemütlich schlendere und auf dem ich immerhin schon mein Nachttischlämpchen für einen Euro erwerben konnte. Am frühen Nachmittag schliesslich gehts nach Hause, wo Joan grad aufgestanden ist. Ich sitze sodann in unsrem Zimmer, sehe nach draussen und erfreue mich des freien Nachmittags und der Möglichkeiten, die da vor mir liegen. Ich mag den Samstag, ich mag dieses Ritual und ich mag dies kleine Fenster in die Schweiz und von da zurück in die Welt.
Freitag, 14. November 2008
EIn Hausmittel aus Hugentoblers Hausapotheke zur Überwindung akuter Herbstdepressionen: Türe schliessen, Vorhänge schliessen, Lautstärke aufdrehen, sich den aufmunternden Worten hingeben und ds fudi ordentlech schwinge.
Für Ehreverluste oder Verletzungen durch überschwängliches Tanzen wird keine Garantie übernommen.
Dienstag, 11. November 2008
Ich studiere...
...da mit ich im NZZ Folio vom Fach lesen kann und es verstehe, ohne die Erklärungen anzuschauen.
"Der Richter will erst rangieren, dann punktieren." - "So? Ja, dann. Das ist Denmaro. Wird im Jänner sechs Jahre alt." - "Hei! Was ist es?" - "Weiss nicht. Der Besitzer hofft auf eine 95." - "Der geht aber bald, oder?" - "Nüüüt! Der hat zwei Brüder in der KB und eine ganz starke Mutter." - "Da ist Zorro. Ist ein scharfer." - "Ja, wenn sie Rasse haben, hocken sie gerne auf. Ein toller OB-Stier." - "Halt etwas rauher als ein BS." - "Schöne trockene Sprunggelenke!" - "Mh. Trotzdem wohl nur eine 92." - "Die obere Linie ist nicht perfekt." - "Ja, der eine schaut mehr aufs Format, der andere aufs Fundament." - "Der Rokj. Ein hübsches Blüem." - "Mit diesem Wyssrugg würde ich aber nicht führen. Zu viele Winkel." - "Schau, Aurora hat schon wieder geputzt. Wie hoch das Euter nach der fünften Laktation noch steht! Tolle Braune." - "In Oberegg führen sie ja schon Rote und Schwarze auf den Schauplatz."
"Der Richter will erst rangieren, dann punktieren." - "So? Ja, dann. Das ist Denmaro. Wird im Jänner sechs Jahre alt." - "Hei! Was ist es?" - "Weiss nicht. Der Besitzer hofft auf eine 95." - "Der geht aber bald, oder?" - "Nüüüt! Der hat zwei Brüder in der KB und eine ganz starke Mutter." - "Da ist Zorro. Ist ein scharfer." - "Ja, wenn sie Rasse haben, hocken sie gerne auf. Ein toller OB-Stier." - "Halt etwas rauher als ein BS." - "Schöne trockene Sprunggelenke!" - "Mh. Trotzdem wohl nur eine 92." - "Die obere Linie ist nicht perfekt." - "Ja, der eine schaut mehr aufs Format, der andere aufs Fundament." - "Der Rokj. Ein hübsches Blüem." - "Mit diesem Wyssrugg würde ich aber nicht führen. Zu viele Winkel." - "Schau, Aurora hat schon wieder geputzt. Wie hoch das Euter nach der fünften Laktation noch steht! Tolle Braune." - "In Oberegg führen sie ja schon Rote und Schwarze auf den Schauplatz."
Einige Bilder einer kurzen Reise ins nahe Paris hier.
Samstag, 8. November 2008
Dialog im Brahmshof
A:"I cha aues mache woni wott!"
M:"Dir chöit aus mache, aber nid aus isch guet für öich!"
A:"I bi aber nid öich"
Im Hintergrund ertönt: Wir sind die Coolsten wenn wir cruisen, wenn wir durch die City düsen.
M:"Wär o immer du bisch,"
A:"weme im Zimmer roukt, stinkts"
Die Musik hat gewechselt: I'm gonna be alright von der betörenden Jennifer Lopez erklingt.
M:"Es hei aui e angeri Nase. U teu verändere sech o"
A:"I kenne eine, dä het e chrumi Nase. Une angere, dä het e Nase, aber schmöckt nüt. Auergati Sache gits, aber i nimes easy."
Nun kommt If I was Santa Claus. M. will es unbedingt hören. Eine etwas melancholische Stimmung kommt auf, nach all den Partyknüllern.
M:"Darfi ds Fänschter zutue, es wird chaut."
A:"Weles Fänschter?"
M:"Das wo e Schibe het, aber me gseht nid use."
A:"Wär het e Schibe?"
M:"Indische Whyski isch guet."
M:"Dir chöit aus mache, aber nid aus isch guet für öich!"
A:"I bi aber nid öich"
Im Hintergrund ertönt: Wir sind die Coolsten wenn wir cruisen, wenn wir durch die City düsen.
M:"Wär o immer du bisch,"
A:"weme im Zimmer roukt, stinkts"
Die Musik hat gewechselt: I'm gonna be alright von der betörenden Jennifer Lopez erklingt.
M:"Es hei aui e angeri Nase. U teu verändere sech o"
A:"I kenne eine, dä het e chrumi Nase. Une angere, dä het e Nase, aber schmöckt nüt. Auergati Sache gits, aber i nimes easy."
Nun kommt If I was Santa Claus. M. will es unbedingt hören. Eine etwas melancholische Stimmung kommt auf, nach all den Partyknüllern.
M:"Darfi ds Fänschter zutue, es wird chaut."
A:"Weles Fänschter?"
M:"Das wo e Schibe het, aber me gseht nid use."
A:"Wär het e Schibe?"
M:"Indische Whyski isch guet."
Freitag, 7. November 2008
Nun, wieso eigentlich? (III)
Weshalb bleiben Tannen immer grün? / Darf man jetzt noch Tomaten kaufen? / Wieso gibt’s auf Französisch kein ‚Guten Morgen‘? / Bin ich erwachsen? / Wieso gibt’s in meinem Zimmer in Brüssel noch immer Mücken? / Welchen Zweck hat eine Mücke? / Soll ich einer Partei beitreten und die Politik aufmischen? / Sind die Menschen politische Wesen? / Wär ich gerne ein Amerikaner, heute? / Wenn alle Strassen gerade wären, wie würd ich mir dann eine Kurve vorstellen? / Mögen Tiere Musik? / Soll man sich gegen ein Bisschen Patriotismus wehren? / Sind Schweizer schlechte Liebhaber (dem belgischen Sprichwort zufolge)? / Wieso können die frankophonen Zeitgeister keine anständige Zeitung machen? / Möchtest du die Weltformel kennen? / Glaubst du an sie? / An was glaubst du eigentlich? / Gehört das Glück dazu? / Auch im globalen Massstab? / Sollte ich neuerlich UBS-Aktien kaufen (~17.30)? / Was ist dein Aktien-Geheimtip? / Ist Börsenhandel a priori unmoralisch? / Welches Buch soll ich als nächstes lesen? / Mit prozentual wie vielen Menschen würd ich weltweit gut auskommen? / Was ist das nächste Ziel? / Werd ich heute glücklich sein?
Zu wieviel Prozent bin ich ein Tier?
Ferdinand Gerhard beantwortet Fragen von Fischli und Weiss. In diesem Rahmen hat er sich vor längerer Zeit nach den berühmten Menschenaffen umgesehen.
Mittwoch, 5. November 2008
Dienstag, 4. November 2008
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