Montag, 21. April 2008

In dubio Prosecco

Nein, natürlich ist die dachs’sche Demokratie keine Farce, liebe Leser! Daher will ich nun, dem per Umfrage ausgedrückten Volkswille folgend, einen ersten Beitrag über Weinkunde verfassen. Ich muss jedoch gleich vorausschicken, dass ich keinesfalls eine Ahnung von Wein habe und an dieser Stelle viel lieber über die Unabhängigkeitsbewegung in Turkmenistan berichtet hätte, welche im Gegensatz zu den 9 Stimmen, die der Wein erhielt, mit 2 Stimmen geradezu beleidigend niedrig präferiert wurde. Nun gut. Mein Lieblingswein ist der Cabernet Sauvignon. Soweit mir gesagt wurde, sind Weinkenner diesem nicht sehr wohlgesinnt. Eine widerstandsfähige Sorte, die entsprechend überall wächst und immer gleich schmeckt. Immer gleich gut, sag ich. Meine Weinkenntnisse beschränken sich allerdings sowieso nur aufs Denner-unter-fünf-Franken-Preissegment, sodass sich mein Horizont diesbezüglich und in der Hoffnung auf weitere (selbstverständlich vollumfänglich berechtigte Börsen-Boni) durchaus noch erweitern liesse. Von den mir erschwinglichen Denner-Weinen mag ich den Sunbeam Cabernet Sauvignon am liebsten. Diese Entdeckung hab ich meiner Schwester zu verdanken. Da ich als Laie beim Kauf von Wein nämlich meist einfach auf die Ästhetik des Etiketts achte, wär ich bei diesem kalifornischen Tropfen nie auch nur auf die Idee gekommen, ihn denn in mein Körbchen zu legen (siehe Bild). Da nun meine Schwester, Frau Lima, nun aber in Kalifornien wohnt und ich mal auf sie prosten wollte, hielt ich es für angebracht, einen aus der Gegend stammenden Wein auszuwählen. Denner beschreibt den Sunbeam wie folgt: „Purpurrot. Duftet verführerisch nach schwarzen Kirschen und Vanille. Kräftiger Körper mit runden Tanninen. Anhaltende Aromatik“. Hm… Tanninen?!? Im Übrigen kostet er 4.95.

Schliesslich noch zu meiner ersten mehr oder minder ernsthaften Begegnung mit Wein, die auf obigem Bild passend dokumentiert wurde: In Berlin wars, vor drei, vielleicht vier Jahren. Brächi und ich waren wie üblich in dem Alter noch zu dünnhäutig für den kräftigeren Roten, womit wir uns für einen leichten, süffigen Weissen entschieden. Die Wahl fiel schliesslich auf den Domkellerstolz, beschrieben als „Verschnitt verschiedener Weissweinsorten aus der europäischen Union“ - im Tetra-Pak, versteht sich. Meine vage Erinnerung erzählt mir von einigem Spass, der uns dieser Tropfen an jenem Abend bereitete, sodass sich wohl damals am Prenzlauer Berg unser zwar noch nicht ausgereift-routiniertes, aber doch mit Achtung und Freude erfülltes Verhältnis am lustig, müde, nachdenklich stimmenden Traubensaft gebar. „Rasend dünkt mich, wer am Wein nicht Freude hat“, äusserte sich bereits der griechische Dichter Euripides 500 vor Christus entschieden. Und auch Plato wusste, was er am Rebensaft denn hatte: „Der Wein ist ein Geschenk der Götter, sie haben ihn dem Menschen aus Erbarmen gegeben.“ Prost also.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

ich habe übrigens ein auto ergattert. ..dem spender sei ein tralala und das wird eine schöne weinexkrusion.

Christian 55 hat gesagt…

Man sagt ja, im Wein sei die Wahrheit. Robert Gernhardt, der Dichter, hat zur Wahrheit des Weins so einiges zu sagen.
Zum Beispiel:

"Ein Uhr und noch nichts geschafft
Zwei Uhr und noch nichts gerafft
Drei Uhr und noch nichts gemacht
Vier Uhr und noch nichts gedacht
Fünf Uhr und noch nichts getan -
Und um sechs fängt doch schon das Trinken an!"

oder:

"Die Jugendzeit mit ihren Ängsten:
Wer hat den längsten?
Die Reifezeit mit ihrem Wissen:
Kein Mann muß müssen.
Das Abendrot mit seinem Winken:
Eins läuft noch: Trinken."

oder:

"Mein Körper hat es gut bei mir,
ich geb' ihm Brot und Wein.
Er kriegt von beidem nie genug,
und nachher muß er spein."

und zum Schluss noch dies:

"Flascherl Wein, Flascherl Wein
wirst gar bald geleeret sein
denn ich brauche pro Gedicht
Grad ein Flascherl und mehr nicht".