Still lag der kleine künstliche See vor mir. Inmitten einer scheinbar unkontrolliert um sich greifenden Ansammlung grosser und noch grösserer Gebäude schien dieser Park als kleine Oase in einer unbegreiflichen Wüste des Gleichzeitigen Fort- und Rückschrittes.
Im See waren Familien auf kleinen tierähnlichen Bötchen unterwegs, an den Ufern wurde gespielt, Musik und chinesisches Schach, Fischer säumten die Promenade, zogen Fisch um Fisch, viel mehr, als man angesichts der Grösse und Lage des Gewässers erwarten konnte.
Ich, bärtiger Begutachter der umtriebigen Szenerie, verstand wenig und oft noch weniger im Versuch, tatsächlich zu verstehen. Der Menschen unentwegte Blicke bereits gewöhnt war ich alleine, ohne je allein zu sein.
Am Ende des Sees streckt mir ein junger, sympathischer Fischer seine Rute entgegen. Ich versuche mich am ungleichen Kampf mit dem Fisch, den die mich umgebenden stets erfolgreich zu bewältigen scheinen, bleibe fünf, vielleicht zehn Minuten sitzen, verstehe nicht, was mein Lehrer mir zu beschreiben versucht. Man lächelt über mich, mit mir, ich mit ihnen. Da beisst ein Fisch. Die Rute tanzt unruhig überm Wasser, ihr Besitzer redet schneller und entschlossener auf mich ein, ich ziehe, ohne zu verstehen, lasse ab im Glaube, das Falsche zu tun, schwenke die Rute. Der Fisch ist verloren, hat sich ein letztes Mal wohl retten können. Der Chinese lächelt weiter, die nachsichtige Gütigkeit ist ihm in Anbetracht des Verlustes jedoch vom Gesicht gewichen.
Die Parkanlage liegt in Taiyuan, Hauptstadt der Provinz Shanxi westlich von Beijing, 3,4 Millionen Einwohner (zwölftgrösste Stadt Chinas).
Dienstag, 18. September 2007
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